Von Fürstentum zu Fürstentum auf Walserwegen, GR5 und GTA, so könnte man die Tour grob beschreiben.
Bedingt durch das Stadtfest mit Live-Musik bis in die frühen Morgenstunden war die Übernachtung in Ilanz
wenig erholsam. Von dort ging es über Disentis zum Passo del Lucomagno und weiter über den Passo dell'Uomo zum Weiler
Altanca oberhalb von Airolo.
Beim Aufstieg aus dem Valle Quarazza zum Colle del Turlo gab es ein ordentliches Gewitter mit Hagel, das sich aber rechtzeitig
vor erreichen der Paßhöhe verzog. Nach der Abfahrt ins Valsesia und der Auffahrt durch das Val Vogna endet die Etappe im
Walserhaus Baita Prato della Croce in Peccia.
Schon vorher war klar, daß es auf dem Walserweg von Peccia hoch zum Colle Valdobbia und auf der anderen Seite hinunter ins Valle
di Gressoney praktisch keine fahrbaren Abschnitte geben wird. So überrascht es auch nicht, wenn der Radcomputer in Gressoney
um 12:15 Uhr die Ankunftszeit am Ziel mit 11:50 Uhr ausweist, was dann knappe 24 Stunden später gewesen wäre. Bei einer Zeit
von 5 Stunden für eine Strecke von 6,91 km ist die Durchschnittsgeschwindigkeit halt entsprechend gering. Die 1000 Höhenmeter
bergauf und 1100 Höhenmeter bergab interessieren den Tacho dabei recht wenig. Auf den weiteren 33 Kilometern ließ sich die
Ankunftszeit aber noch problemlos auf 14:28 Uhr reduzieren.
Im Vorfeld war zu befürchten, daß einige Stellen vielleicht nicht passierbar sein könnten. Bei schweren Unwettern am letzten
Juni-Wochenende war die Straße im Val Cogne beschädigt worden und mußte bis Ende Juli gesperrt werden. Der Ferienort Cogne war in
dieser Zeit mit Autos nicht erreichbar. Auch im August waren die Folgen des Unwetters im Val Cogne noch deutlich zu erkennen.
Weiter oben am Finestra di Champorcher und im Vallone di Urtier sind die Wege wohl von größeren Beschädigungen verschont
geblieben.
Auch in schien eine Brücke durch Wassermassen beschädigt worden zu sein. Die Nebenstraße von Moutiers
nach St. Martin de Belleville wäre wegen Bauarbeiten ab 8:00 Uhr gesperrt gewesen, um 7:45 Uhr aber noch befahrbar. Notfalls
hätte es hier aber eine Umfahrung über die Haupstraße.
Abgesehen vom Gewitter am Colle del Turlo gab es nur zwei Etappen mit schlechtem Wetter. An Tag 8 regnete es auf dem Weg aus
dem Val Veny über den Colle de la Seigne zum Refuge du Plan de la Lai. Etappe 9 durch das Beaufortain habe ich auf geplanten
Route begonnen, in Anbetracht der rutschigen Bodenverhältnisse auf den großteils über Kuhweiden führenden Wegen und der
eingeschränkten Sicht aber abgebrochen und zurück über den Cormet de Roselend auf Asphalt nach Moutiers umfahren.
An Tag 14 habe ich nach 2019 ein zweites Mal die Fortsetzung vom mittleren Lago di Roburent über die Pässe Perroni, la Croce
Occidentale und Orientale zum Colle Oserot gewagt. Für die 32 Kilometer von Fouillouse zum Rifugio Gardetta kann man gut
8,5 Stunden rechnen. Auch hier hätte ein Blick auf die berechnete Ankunftszeit in Vinadio wohl eher erschreckende Wirkung gehabt.
Eine Variante der Alta Via dei Monti Liguri führt auf der nicht asphaltierten und für Kraftfahrzeuge gesperrten Strada Provinciale 69
durch zwei Tunnel. Den angenehmen Schatten darin haben inzwischen auch Kuhherden erkannt. Die Kühe selbst lassen sich durch gutes
zureden meist dazu bewegen, den Weg freizugeben. Für ihre Hinterlassenschaften auf dem Boden trifft dies leider nicht zu.
Früher habe ich für An- und Rückreisen fast ausschließlich die Bahn genutzt. Nachdem ich allerdings im Jahr 2022 bei der Rückreise
meiner Tour durch Deutschland trotz eines Tickets für knapp 100 EUR zuzüglich Fahrradkarte einen mit "9-Euro-Ticket-Reisenden"
bereits "gut" gefüllten Zug nicht nehmen konnte, habe ich für mich entschieden, zumindest in Deutschland, auf die Bahn zukünftig
zu verzichten.
Für die Rückreise vom Mittelmeer bedeutete dies: Neues ausprobieren => Bahnfahrt beschränken auf die meist unproblematische Strecke
von Ventimiglia nach Mailand, am gleichen Tag mit dem Bike noch zum Comer See und in zwei weiteren Etappen zurück zum Auto.
Insbesondere die Fahrt von Mailand nach Gravedona am Comer See zeigte sich deutlich angenehmer als befürchtet. Klar, aufgrund der
zahlreichen Ampeln sind die ersten 15 Kilometer raus aus Mailand recht zäh. Im weiteren Verlauf erst auf einem schönen Radweg,
später an den Ufern des Comer Sees entlangt, unterbrochen von einer Fährpassage von Bellagio nach Cadenabbia, läßt sich die Strecke
auf dem Rad aber gut fahren. Und auch die Fahrt über den Splügen-Paß am nächsten Tag ist landschaftlich reizvoll.
|